Kognitive Verzerrung einfach erklärt (Bias)

Kognitive Verzerrung: Wusstest du, dass du viele Entscheidungen aufgrund von Denkfehlern triffst und es nicht mal bemerkst?

Oft liegt der Hund in unbewussten Denkmustern begraben, sogenannten kognitiven Verzerrungen oder Bias. Sie beeinflussen dein Urteilsvermögen und lassen dich Informationen falsch bewerten. Das ist tief im menschlichen Denken verankert – egal ob im Beruf oder im Privatleben. Doch wie kannst du solche Irrwege erkennen und vermeiden? Das fragt sich auch Anna, die eine neue Brille bekommt und nicht ahnt, dass sie ihren Blick auf die Welt verändern wird. Schauen wir uns an, wie es Anna ergeht, und was wir daraus für uns mitnehmen können.

»Der größte Feind des Wissens ist nicht die Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein.«

Stephen Hawking

Kognitive Verzerrung einfach erklärt | Geschichte zum Nachdenken: Die unerwünschte Brille 👓 ⭐⭐⭐⭐⭐

Nachdenkgeschichte: Die unerwünschte Brille

Anna betrat das alte Brillengeschäft in der Stadt, ohne zu wissen, dass dieser Moment ihren Blick auf die Welt verändern würde. Es war ein verregneter Nachmittag und sie wollte sich endlich eine neue Brille zulegen. Der Ladenbesitzer war ein freundlicher älterer Herr mit grauem Haar und bot ihr eine ganz besondere Brille an. Er erklärte ihr, dass diese Brille anders sei als die, die sie bisher getragen hatte, und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Anna, die sehr gespannt und neugierig war, setzte die Brille ohne Zögern auf die Nase. Verrückterweise konnte sie durch die Gläser sofort ohne extra Anfertigung und Einstellung bestens gucken.

Zunächst erkannte Anna nicht, was an dieser Brille so anders ein sollte. Aber da sie damit einen guten Durchblick hatte und sie ihr auch optisch gefiel, kaufte sie die Brille und verließ den Laden. Doch je länger Anna sie trug, desto merkwürdiger erschien ihr die Welt um sie herum. Die Farben wirkten stumpfer, die Menschen, denen sie begegnete, sahen unfreundlich aus, und in jedem Gespräch schwang ein negativer Unterton mit. Anna spürte, wie sie sich zunehmend unwohl fühlte, als wäre die ganze Welt plötzlich gegen sie. Doch die neue Brille fühlte sich so natürlich an, dass sie gar nicht auf die Idee kam, dass sie der Ursprung des Problems sein könnte.

Frau mit braunen Locken steht von hinten vor einem alten Brillengeschäft und schaut ins Schaufenster, symbolisiert den Einfluss von kognitiven Verzerrungen auf die Wahrnehmung.

Analogie von Anna und der Brille: Kognitive Verzerrung einfach erklärt – wie eine unsichtbare Brille verändert ein Bias unsere Wahrnehmung der Realität. Foto: Freepik / KI

So funktioniert die kognitive Verzerrung

Einige Tage später verließ Anna ihre Wohnung und sah auf der Straße von weitem einen alten Bekannten, der zwar grüßend nickte, sie dabei aber ziemlich herablassend anschaute. Anna runzelte die Stirn – nun reichte es ihr aber, was war bloß in letzter Zeit mit den Leuten los? Sie ging schnurstracks auf ihn zu und fragte, warum er auf einmal so unfreundlich zu ihr sei. Der Mann blickte überrascht drein und antwortete betroffen, dass er sie doch angelächelt habe. Anna schüttelte irritiert den Kopf, dass ihre braunen Locken flogen. Sie zog die Brille ab, um sich über die Augen zu reiben, da sah sie ihr Gegenüber plötzlich lächeln. Schnell setze sie sie wieder auf und das unfreundliche Gesicht war zurück.

­Anna nahm die Brille in die Hand und betrachtete sie nachdenklich. Nicht die Menschen oder die Welt um sie herum hatten sich verändert, sondern ihre eigene Wahrnehmung. Die Brille hatte ihre Sicht auf die Welt unbemerkt verfälscht.

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Was die Geschichte der unerwünschten Brille uns zeigt

Die Analogie der »unerwünschten Brille« zeigt, wie eine kognitive Verzerrung funktioniert und wie sie deinen Blick auf die Welt unbewusst beeinflusst. So wie die Brille in der Geschichte Annas Wahrnehmung ausrichtet, verzerren Denkfehler deine Sicht auf Menschen und Situationen – sie filtern und verändern ungefragt Informationen. Damit haben sie ziemlich große Auswirkungen auf deine Entscheidungen und Urteile im Alltag.

Genauso wie Anna erst nach Tagen festgestellt hat, dass die Brille ihre Wahrnehmung verfälscht, erkennen wir entweder gar nicht oder zu spät, wie tief die Denkmuster sitzen und uns leiten. Deshalb ist es so wichtig, die häufigsten kognitiven Verzerrungen zu kennen, denn nur so kannst du sie überhaupt bemerken, ansonsten laufen sie nämlich vollautomatisch ab. Eine ausführliche Übersicht findest du in meinem Artikel Top 30 der kognitive Verzerrungen. Und welche Denkfehler uns in die Social Media Sucht führen in dem Artikel Social Media Sucht: TOP3 Denkfehler und 5 Selbstcoaching-Tools.

Eine junge Frau hebt überrascht ihre Brille an. Dies symbolisiert, wie wir durch kognitive Verzerrungen die Realität verzerrt wahrnehmen.

Verzerrte Wahrnehmung im Alltag: Wir sehen die Welt, so wie unsere persönlichen Erfahrungen, Werte und Glaubenssätze sie für uns formen. Foto: Freepik / benzoix

Wie beeinflussen kognitive Verzerrungen Entscheidungen?

Kognitive Verzerrungen haben erhebliche Auswirkungen auf Entscheidungen in verschiedenen Lebensbereichen – sowohl im Privatleben als auch in der Arbeitswelt. Im Beruf können sie dazu führen, dass Führungskräfte aufgrund der Sunk Cost Fallacy Risiken unterschätzen oder Projekte fortsetzen, obwohl sie längst gescheitert sind. Ein Beispiel hierfür wäre ein Manager, der weiterhin in ein unrentables Projekt investiert, nur weil bereits viel Zeit und Geld hineingeflossen sind, obwohl ein Abbruch die sinnvollere Entscheidung wäre.

Auch der Rückschaufehler spielt in unserem Leben eine große Rolle. Hier glauben wir nach einem Ereignis fälschlicherweise, wir hätten den Ausgang vorhergesehen. Ein typisches Beispiel ist jemand, der nach einem erfolgreichen Gewinn an der Börse sicher ist, dass er ganz klar erkannt hat, dass diese Aktie steigen würde. Beim nächsten Mal setzt er noch mehr Geld ein, weil die Situation ähnlich ist – und verliert alles. Dieser Bias führt dazu, dass Menschen zu leichtsinnig und risikofreudig werden, weil sie fälschlicherweise glauben, das Ergebnis sei vorhersehbar.

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Weitere Beispiele für kognitive Verzerrungen in der Praxis

Es gibt sehr viele dieser Denkfehler in unserem täglichen Leben. Hier einige davon, die uns immer wieder begegnen:

Bestätigungsfehler (Confirmation Bias): Du suchst und interpretierst Informationen unbewusst so, dass sie deine bereits bestehenden Überzeugungen unterstützen. Das verschlechtert die Grundlage für kluge Entscheidungen.

Halo-Effekt: Eine positive Eigenschaft einer Person (z.B. gutes Aussehen) beeinflusst deine gesamte Wahrnehmung dieses Menschen in die Richtung, auch wenn sie diese Erwartungen in anderen Bereich gar nicht erfüllt. Das funktioniert auch andersrum mit negativen Eigenschaften. Einem gut gekleideten, gepflegten Mann im Anzug schreiben wir automatisch eine höhere Intelligenz zu als jemandem, der in abgerissenen Klamotten um die Ecke kommt – auch wenn die Annahme nicht zwangsläufig richtig ist. So über- oder unterschätzen wir neue Bekanntschaften leicht. Also: Mach die »Schublade« nicht zu schnell zu, sondern warte auf weitere Bestätigungen deiner ersten Annahme.

Verlustaversion: Verluste wirken psychologisch intensiver als gleichwertige Gewinne. Ein Verlust von 50 Euro wird als schlimmer empfunden, als ein Gewinn derselben Summe erfreut.

Frau sitzt in einer modernen Küche, telefoniert und lächelt, während sie Notizen macht und telefoniert.

Selbstcoaching-Tools wie die Entscheidungscheckliste oder die Befragung von Unbeteiligten helfen, kognitive Verzerrungen zu erkennen und klarer zu sehen. Foto: Freepik / benzoix

Selbstcoaching: Wie du kognitive Verzerrungen überwindest

Schauen wir uns ein paar Werkzeuge an, mit denen du kognitive Verzerrungen erkennst. Das braucht ein bisschen Geduld und Übung, weil du schließlich deine Verhaltensweise beim Treffen von Entscheidungen dafür umstellen musst, aber mit den folgenden Methoden kannst du beginnen, deine Denkprozesse bewusster wahrzunehmen und zu optimieren.

Perspektivwechsel: Bevor du eine Entscheidung triffst, wechsle bewusst mal die Perspektive. Das heißt: Betrachte die Situation aus einem anderen Blickwinkel. Das kann aus dem eines Kunden, eines Freunds oder aus dem von jemandem sein, den du bewunderst. Frag dich, was die Personen in der Situation wohl tun würden und warum.

Selbstbefragung: Stelle dir regelmäßig die Frage: »Was, wenn ich Unrecht habe?« Diese Technik hilft dir, auch gegensätzliche Informationen ernst zu nehmen.

Fremdbefragung: Hole dir vor wichtigen Entscheidungen Feedback von Kollegen oder unabhängigen Dritten, um den Blind Spot Bias zu minimieren, der dich glauben lässt, dass du selbst objektiver und weniger fehleranfällig bist als alle anderen.

Entscheidungscheckliste: Nutze strukturierte Checklisten, um bei wichtigen Entscheidungen sicherzustellen, dass du alle relevanten Informationen berücksichtigst und nicht voreilig handelst – zum Beispiel um den Confirmation Bias zu vermeiden.

Kontrafaktisches Denken: Diese Strategie besteht darin, sich alternative Szenarien oder »Was-wäre-wenn«-Situationen vorzustellen, um den Anker-Effekt zu umschiffen, der dich oft an einer ersten Information festhalten lässt, ohne die weiteren ernsthaft genug in Erwägung zu ziehen.

Nudging-Techniken in der Werbebranche

Nudging ist eine subtile Manipulation, die dein Verhalten ohne Zwang unbewusst in eine bestimmte Richtung lenken soll. Diese Methode wird oft in der Werbebranche genutzt. Beispiele hierfür sind bereits vorausgewählte Optionen, die du dann aus Bequemlichkeit bestätigst, statt dir erst mal alle durchzulesen. Oder Information, die auffälliger gestaltet sind als andere, damit sie ins Zentrum deiner Aufmerksamkeit gelangen. Aber auch die Art, wie jemand etwas präsentiert, kann dich sehr beeinflussen: Eine Versicherung könnte entweder sagen, dass 98 % der Kunden zufrieden oder 2 % der Kunden unzufrieden sind. Kommt eigentlich aufs gleiche raus, macht aber trotzdem einen großen Unterschied, oder?

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Mein Fazit

Also, kurz zusammengefasst: Beim Nudging wirst du von anderen in eine bestimmte Richtung manipuliert. Kognitive Verzerrungen sind wie unsichtbare Fallen in deinem eigenen Denkprozess – hier stellst du dir also selbst ein Bein und nicht die anderen. Sie beeinflussen Entscheidungen auf subtile Weise und führen unbemerkt in die Irre. Doch sobald du dir dieser Denkfehler bewusst wirst, hast du den ersten Schritt gemacht, um sie zu überwinden. Indem du lernst, Verzerrungen zu erkennen und gezielte Techniken anwendest, kannst du deine Entscheidungsfähigkeit deutlich verbessern. Mit einem wachsamen Geist und den richtigen Strategien wirst du dann zukünftig in der Lage sein, glasklare Entscheidungen zu treffen und dich von unbewussten Denkhürden befreien.

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