Loslassen lernen: Tipps und Strategien

Fällt dir das Loslassen von Dingen und Menschen auch oft schwer? Da bist du in bester Gesellschaft! Denn obwohl es uns vielleicht nicht guttut, hängen wir an Gegenständen oder Beziehungen fest und haben keinen Plan, wie wir den Absprung schaffen sollen. Schauen wir uns hierzu drei Fragen näher an: Warum bereitet uns das Loslassen eigentlich solch eine Mühe? Wie erkennen wir, dass es die richtige Entscheidung wäre, uns abzuwenden? Und last but not least: Mit welchen Strategien haben wir gute Chancen, endlich den finalen Schritt zu wagen? In diesem Beitrag findest du Antworten und praktische Ratschläge, wie du das Loslassen meisterst.

Podcast folgt in Kürze

Warum fällt uns das Loslassen so schwer?

Loslassen fällt uns oft schwer, weil wir an Gewohnheiten und Sicherheiten hängen. Unser Gehirn bevorzugt von Natur aus bekannte Muster, da sie weniger Energie und Anstrengung erfordern. Verlassen wir diese Komfortzone, bedeutet das also erst einmal Unsicherheit. Zudem gibt es den psychologischen Effekt der Verlustaversion, der beschreibt, dass Menschen Verluste stärker empfinden als Gewinne. Es ist darum absolut menschlich, das Unbekannte eher skeptisch zu beäugen und an vertrauten Dingen festzuhalten.

Emotionale Bindungen spielen ebenfalls eine große Rolle. Meist entwickeln wir im Laufe der Zeit starke Verbindungen zu Menschen, Orten und sogar zu Gegenständen. Diese Verbindungen geben uns ein Gefühl von Sicherheit und Beständigkeit. Das Loslassen kann daher wie ein Verlust eines Teils unserer selbst wirken. Zudem sind diese Bindungen oft mit intensiven Erinnerungen und Emotionen verknüpft, was den Abschied zusätzlich erschwert.

Der soziale Druck ist ein weiterer Faktor. Oft verbleiben wir in Beziehungen oder Situationen, weil wir Angst haben, wie andere darauf reagieren könnten. Der Wunsch nach sozialer Akzeptanz kann dazu führen, dass wir mehr auf die Meinung und Erwartung anderer hören, als auf uns selbst, und so an etwas festhalten, das uns eigentlich gar nicht guttut. Unsere Kultur und Gesellschaft kann so dazu beitragen, dass das Loslassen schwerfällt.

Eine junge Frau mit glatten braunen Haaren hat die Augen geschlossen und hebt die Hände zum Loslassen.

Wer im richtigen Moment loslassen kann, gewinnt ein Stück Freiheit und die Chance auf einen Neustart. Foto: unsplash / Gabriel Benois

Woran erkennen wir, dass es die richtige Entscheidung ist, loszulassen?

Es gibt mehrere Anzeichen, die darauf hindeuten, dass etwas nicht stimmt. Ein sehr klarer Hinweis ist, wenn wir uns ständig gestresst, unglücklich oder erschöpft fühlen. Wenn eine Situation oder Beziehung mehr Energie raubt, als sie gibt, sollte sie zumindest auf den Prüfstand kommen. Auch das Gefühl von Stillstand weist unter Umständen auf ein Problem der Anhaftung hin. Wenn wir meinen, nur noch auf der Stelle zu treten, sollten wir Ausschau nach dem halten, was uns zurückhält. Wachstum und Fortschritt erfordern oft das Loslassen alter Muster und Gewohnheiten. Das kann auch bedeuten, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse und Ziele vernachlässigen, um an etwas festzuhalten, das vertraut ist, aber gegen uns arbeitet. Ertappen wir uns häufiger dabei, uns eine andere Realität vorzustellen, in der wir glücklicher sind, kann das ebenfalls ein Alarmsignal sein. Tagträume und Fantasien über ein besseres Leben zeigen, dass wir mit der aktuellen Situation unzufrieden sind und Veränderung angesagt ist.

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Ein weiteres wichtiges Anzeichen ist der Verlust von Leidenschaft und Interesse. Stellen wir fest, dass wir keine Freude oder Begeisterung mehr für Dinge empfinden, die uns früher wichtig waren, kann das ein Wink sein, Platz für Neues zu schaffen. Sitzen uns negative Emotionen wie Angst, Wut und Traurigkeit im Nacken, ist es jetzt an der Zeit, sie loszuwerden.

Ein Flamingo steht entspannt im ruhigen Wasser und freut sich des Lebens.

Wenn wir es schaffen, belastende Beziehungen loszulassen, bringen wir auf lange Sicht Entspannung in unser Leben. Foto: pixabay / Antonio Lopez

Beziehungen loslassen

Beziehungen loszulassen ist besonders schwierig, weil sie fast immer nicht nur schlechte, sondern auch gute Seiten haben. Es gibt Erinnerungen an glückliche Zeiten, gemeinsame Erlebnisse und eine tiefe emotionale Verbindung. Diese positiven Aspekte machen es besonders schwer, sich endgültig zu trennen, auch wenn die Beziehung insgesamt nicht mehr gesund ist. Hier sind einige Strategien, die uns helfen können, diesen Schritt trotzdem zu gehen:

Erkenne die Realität: Schreibe eine Liste mit allen positiven und negativen Aspekten deiner Beziehung. Wenn die negativen Punkte überwiegen und die Waage somit kippt, freunde dich mit dem Gedanken an, loszulassen.

Grenzen setzen: Setze klare Grenzen, um dich emotional zu schützen. Das kann bedeuten, den Kontakt ganz abzubrechen, wenn das möglich ist. Ist dir dieser Schritt zu krass oder andere Dinge sprechen dagegen (zum Beispiel gemeinsame Kinder), reduziere ihn zumindest auf ein Minimum. Grenzen helfen dir, dich auf dein eigenes Leben zu konzentrieren und von den negativen Einflüssen abzuwenden.

Emotionalen Raum schaffen: Gönne dir Zeit und Raum, um deine Gefühle zu verarbeiten. Trauer, Wut und Enttäuschung sind normale Emotionen im Prozess des Loslassens. Erlaube dir, sie zu durchleben und akzeptiere sie ohne Wenn und Aber. Denn unterdrückte und weggeschobene Gefühle holen dich sonst irgendwann mit aller Macht wieder ein. Wir können uns nicht dauerhaft vor ihnen verstecken.

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Unterstützung suchen: Sprich mit vertrauten Menschen. Unterstützung von außen kann dir helfen, Klarheit zu gewinnen und dich stärker zu fühlen. Andere bieten dir oft Perspektiven und Einsichten, die dir helfen, und auf die du selbst aufgrund deiner Befangenheit als persönlich Betroffene niemals gekommen wärst.

Neue Routinen etablieren: Fülle die Lücke, die die Beziehung hinterlässt, mit positiven Aktivitäten. Entdecke neue Hobbys, treibe Sport oder engagiere dich in sozialen Gruppen. Neue Routinen können dir helfen, dich auf die Zukunft zu konzentrieren und alte Gewohnheiten zu durchbrechen. Wenn du den Weg nicht allein gehen willst, frag eine Freundin, ob sie dich zumindest bei den ersten Malen begleitet.

Selbstfürsorge ist die Prio 1: Achte in der Trennungszeit besonders gut auf dich selbst – die anderen sind später wieder dran. Selbstfürsorge ist entscheidend, um die emotionalen und physischen Herausforderungen des Loslassens zu bewältigen. Nimm dir regelmäßig Zeit für Aktivitäten, die dir Freude bereiten und dir helfen, Stress abzubauen.

Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Fällt das Loslassen extrem schwer, kann es Sinn machen, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut unterstütz dich, emotionale Muster zu verstehen, die dich in der Beziehung gehalten haben, und dir Strategien zur Bewältigung an die Hand geben. Leider sind die Wartezeiten bei den meisten Psychotherapeuten so dermaßen lang, dass die Chance auf einen zeitnahen Platz gering ist. Bevor du gar keine Hilfe bekommst, versuche dich selbst zu coachen. Das kostet nichts und ist auf jeden Fall einen Versuche wert. Hier findest du viele Tipps dazu.

Ein Frau streckt die Arme hoch. Sie steht vor einer orangenen Wand und trägt einen olivgrünen Parker mit der Aufschrift "Let´s go and don´t look back".

Lass die Vergangenheit los und richte deinen Fokus auf eine bessere Zukunft. Selbstcoaching-Tools helfen dir dabei. Foto: unsplash / Armand Khoury

Selbstcoaching für das Loslassen von Beziehungen & Co.

Hier sind einige Selbstcoaching-Tools, die dir beim Loslassen vielleicht helfen. Nicht alles ist für jeden passend – probiere einfach aus, was für dich am besten funktioniert.

Journaling: Führe ein Tagebuch, um deine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Schreibe regelmäßig über deine Emotionen und Erlebnisse, die mit dem Loslassen zusammenhängen.

Visualisierung: Stelle dir vor, wie du die belastende Situation oder Beziehung loslässt. Versuche zu fühlen, welche Erleichterung sich in dir ausbreitet, wenn es du geschafft hast. Lasse die neuen Chancen, die sich dir dadurch eröffnen wie ein Film vor deinem geistigen Auge ablaufen.

Positives Denken und Affirmationen: Affirmationen sind positive Sprüche, die beschreiben, wie deine Zukunft aussehen soll, und die du möglichst oft und regelmäßig wiederholst. So programmierst du dein Unterbewusstsein um. Dabei ist es egal, wenn es noch nicht eingetreten ist, formuliere es so, als wäre es bereits geschehen. Ein Beispiel: „Ich bin glücklich und frei“. Lächele dabei, auch wenn dir nicht danach zumute ist. Fake it, till you make it!

Ankertechnik: Mit der Ankertechnik ist es möglich, bestimmte positive Gefühle in Situationen, in denen es dir nicht gut geht, quasi auf Knopfdruck abzurufen. Mehr dazu in meinem Artikel Ankertechnik lernen: Tipps & Strategien.

Mind Mapping: Erstelle ein Mind Map, um die Gründe für dein Festhalten ganz klar vor dir zu sehen und Alternativen zu entwickeln. Das ist hilfreich, um die Ursachen für deine Schwierigkeiten beim Loslassen besser zu verstehen und neue Wege zu entdecken.

Selbstreflexion und Fragen: Stelle dir gezielte Fragen, um deine Gedanken zu ordnen und tiefere Einsichten zu gewinnen:

Warum fällt es mir schwer, loszulassen?

Was gewinne ich, wenn ich loslasse?

Welche Ängste und Unsicherheiten hindern mich daran, loszulassen?

Zukunftsplanung: Setze dir konkrete Ziele und erstelle möglichst genaue und detaillierte Pläne für die Zukunft nach dem Loslassen. So lenkst du den Fokus weg von der Vergangenheit und hin zu dem, was vor dir liegt.

10 Stories of life: Ein Buch mit 10 Nachdenkgeschichten

Fazit: Das Loslassen ist heutzutage wichtiger denn je

Die Themen Festhalten und Loslassen sind etwas, was unser Leben ständig beeinflusst – ob wir es wollen oder nicht. Unsere Gehirne sind darauf programmiert, an Vertrautem festzuhalten, weil es uns vermeintlich Sicherheit gibt. Deshalb schrecken wir vor Veränderungen erst mal zurück. Doch meist bedeutet aktives Loslassen nicht nur Verlust, sondern auch die Chance auf einen Neuanfang. In der heutigen Zeit ist das Loslassen ohne Frage wichtiger als jemals zuvor. Wir werden täglich mit Möglichkeiten und Informationen überschüttet, sodass es immer unerreichbarer wird, an allem festzuhalten. Priorisieren erhält dadurch eine ganz neue Bedeutung, da wir sonst Gefahr laufen, uns völlig zu überfordern. Indem wir lernen, loszulassen, schaffen wir Platz für das Wesentliche, bewahren den Durchblick und behalten die Nerven.

Ich hoffe, dieser Beitrag hat dich ein wenig inspiriert und motiviert, einen neuen Weg einzuschlagen. Und denke immer daran, dass Loslassen nicht nur ein Ende bedeutet, sondern oft der Beginn eines neuen, besseren Kapitels im Leben ist. Schau dir zu diesem Thema auf jeden Fall meine Nachdenkgeschichte vom Affenbaum an, in der es genau um dieses Thema geht.

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