Sam im Spiegelmuseum: Kognitive Verzerrung verstehen
Kognitive Verzerrung verstehen: Denkst du, dass du all deine Entscheidungen gut überlegt triffst und sehr genau weißt, was du tust?
Wie sagte der deutsche Komiker Heinz Erhardt damals so schön: »Sie dürfen nicht alles glauben, was Sie denken.« Und damit hatte er völlig recht. Denn jeder Mensch, der kognitive Verzerrungen nicht kennt, fällt regelmäßig auf sie rein. Erst wenn sie in unserem Bewusstsein ankommen, können wir uns aus ihrem Schatten befreien und bessere, objektivere Entscheidungen treffen. Aber wie bekommen wir das bloß hin? Schließlich zeichnet sich unser Unterbewusstsein dadurch aus, dass es eben unterbewusst ist, und nicht offensichtlich vor uns auf dem Präsentierteller liegt. Wie das funktionieren soll, fragt sich auch Sam in der Nachdenkgeschichte vom Spiegelmuseum, als er plötzlich feststellen muss, dass ihm diese Denkfehler täglich über den Weg laufen, ohne dass er sie bisher bemerkt hat.
Die Realität sehen wir nie so, wie sie ist, sondern nur, wie wir sind.
Anaïs Nin
Nachdenkgeschichte: Sam im Spiegelmuseum
Sam hatte sich schon immer auf seinen wachen Verstand verlassen. Er glaubte fest daran, dass er immer die besten Entscheidungen treffen würde, wenn er nur lange genug darüber nachdachte. Eines Tages fand er in seinem Lieblingscafé einen Flyer von einem Spiegelmuseum. Irgendetwas in seinem Inneren drängte ihn, dorthin zu gehen, obwohl er sich eigentlich weder für Spiegel noch für Museen interessierte. Trotzdem betrat er am Nachmittag den Altbau in der Stadtmitte und folgte der Beschilderung bis ins Dachgeschoss.
In einem Saal voller Spiegel blieb Sam stehen. Fast jeder Spiegel zeigte eine Verzerrung und damit ein anderes Bild von ihm. In einem war er riesig, im nächsten winzig, in einem weiteren merkwürdig verformt. Manche jedoch zeigten ihn so, wie er war. Sam betrachtete die verschiedenen realistischen Spiegelbilder und sah, dass sie nicht alle gleich waren. In einem waren seine Ohren größer, in dem anderen die Haare etwas länger und die Nase schmaler. Wie konnte das sein? Stirnrunzelnd fragte er sich, welches dieser Bilder wohl der Realität entsprach.

Kognitive Verzerrung verstehen: Sam erkennt im Spiegelmuseum die Parallelen zwischen visuellen Täuschungen und den Denkfehlern des Verstands. Foto: Freepik / KI
Kognitive Verzerrung verstehen und die Täuschung erkennen
»Keins davon«, hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich. Er dreht sich herum und sah eine lächelnde ältere Dame mit kinnlangem, grauem Pagenschnitt. »Das sind alles nur optische Täuschungen. Und wissen Sie, was das Interessante daran ist?« Sam schüttelte ratlos den Kopf. »Genauso wie diese Spiegel Ihre äußere Gestalt verzerren, verzerren Ihre Gedanken oft die Realität. Besonders häufig verfallen wir zum Beispiel dem Bestätigungsfehler. Er sorgt dafür, dass wir nur die Informationen wahrnehmen, die unsere eigene Meinung bestätigten, und andere Fakten einfach ausblenden.
Bei diesen Worten erinnerte Sam sich an einen Vorfall ein paar Tage zuvor: In einem Meeting hatte er seine Meinung durchgeboxt und war nicht davon abgewichen, obwohl die Argumente der anderen eigentlich ganz plausibel waren. Doch er war überzeugt gewesen, im Recht zu sein – sein Unterbewusstsein hatte ihm einen Streich gespielt und ihm offensichtlich den Bestätigungsfehler (Confirmation Bias) untergejubelt. Je länger Sam in dem Museum blieb, desto mehr erkannte er, dass seine Gedanken tatsächlich ähnlich wie diese Spiegel funktionieren: Sie verzerren die Realität. Manche so auffällig, dass einem sofort klar ist, dass da etwas nicht stimmt. Andere aber auf so subtile Weise, dass er nicht sicher sagen konnte, welcher nun die Realität nun am objektivsten widerspiegelte.
Als Sam das Museum verließ, wusste er: So wie er die verzerrten Spiegel im Museum schließlich bewusst als Täuschung erkannt hatte, musste er auch in seinem Denken achtsamer werden und die kognitiven Verzerrungen erkennen, um ihnen zukünftig nicht mehr auf den Leim zu gehen.

Kognitive Verzerrung verstehen – wir sehen die Welt durch einen Filter: Setzen wir eine Brille mit gelben Gläsern auf, färbt unsere ganze Umgebung sich entsprechend ein. Foto: Freepik
Was die Geschichte von Sam im Spiegelmuseum uns zeigt
Die Analogie von Sam im Spiegelmuseum ist ein Beispiel dafür, wie wir alle von kognitiven Verzerrungen beeinflusst werden. Sie sind wie unsichtbare Spiegel in unseren Köpfen, die die Wahrnehmung der Realität verändern. Oft sind sie dafür verantwortlich, dass wir schlechte Entscheidungen treffen oder Informationen falsch interpretieren. Es gibt sehr viele dieser Denkfehler und alle haben eines gemeinsam: Sie hindern dich daran, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist. Eine Übersicht der häufigsten Denkfallen findest du in meinem Artikel Top 30 der kognitive Verzerrungen. Und mehr zum Thema kognitive Verzerrung auf Social Media findest du hier: Social Media Sucht: TOP3 Denkfehler und 5 Selbstcoaching-Tools.
Selbstcoaching-Tools gegen Denkfallen
Wenn es darum geht, Denkfallen zu vermeiden, bieten Selbstcoaching-Tools eine geniale Möglichkeit, dein Bewusstsein zu schärfen und Klarheit zu gewinnen. Mit einfachen Techniken kannst du gezielt gegen kognitive Verzerrungen vorgehen und dich Schritt für Schritt aus den typischen Bias-Fallen befreien. Diese Tools sind wie mentale Werkzeuge, die du jederzeit aus der Tasche ziehen kannst.

Wenn wir bei anderen kognitive Verzerrungen erkennen, wird es richtig spannend. Foto: Freepik
Deine Super-Power: Kognitive Verzerrungen verstehen und bei anderen erkennen
Kognitive Verzerrungen auf der Arbeit und im Privatleben zu erkennen, ist darüber hinaus wie ein Blick hinter die Kulissen der Denkfabrik anderer Menschen. Du verstehst plötzlich, warum der Kollege im Meeting stur auf seiner Meinung besteht oder warum deine Freundin immer denselben Fehler bei der Partnerwahl macht. Es ist nicht nur verdammt spannend, sondern gibt dir auch einen kleinen Super-Power-Moment: Du erlebst live mit, was in den Köpfen anderer abgeht, kannst bessere Diskussionen führen und vermeiden, in dieselben Fallen zu tappen. Ganz schön Cool, oder?
Mein Fazit
Es gibt zwar keine absolut wasserdichte Methode, sich von kognitiven Verzerrungen vollständig zu befreien, aber eine Portion Achtsamkeit und Selbstreflexion helfen dir auf jeden Fall, die schlimmsten Denkfehler zu vermeiden. Es lohnt sich, die eigenen Gedanken regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen und andere bei ihren zu beobachten. Denn nur so kannst du sicherstellen, dass du nicht von den unsichtbaren Spiegeln in deinem Kopf in die Irre geführt wirst.
Buch- und Filmtipp zum Thema kognitive Verzerrung
»Denken hilft zwar, nützt aber nichts« von Dan Ariely
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