Schneeballsystem: Geschichte vom Wunschbrunnen
Ein Schneeballsystem ist tückisch – erst wirkt es wie ein geniales Geschäft, doch am Ende bleiben nur leere Taschen. Wer früh genug durchschaut, wie sowas funktioniert und unterscheiden kann, ob es sich wirklich um eins handelt oder nicht, erspart sich viel Ärger. Diese Erfahrung müssen auch die Bewohner eines Dorfs machen, als ein geheimnisvoller Fremder auftaucht und allen Wohlstand aus einem Wunschbrunnen verspricht. Niemand stellt Fragen, denn alle freuen sich über das unverhoffte Glück. Bis das Mädchen Nelly eines Nachts etwas entdeckt, das alles verändert.
„Unendliches Wachstum in einer endlichen Welt ist unmöglich.“
– Kenneth Boulding, Ökonom und Umweltwissenschaftler
Der Wunschbrunnen (Geschichte zum Nachdenken über Schneeballsysteme)
Der Wind strich sanft über die Felder, während das letzte Sonnenlicht die Dächer des kleinen Dorfes in warmes Gold tauchte. Das Mädchen Nelly saß auf der alten Holzbank vor dem Dorfladen, strich ihr rotschimmerndes Haar hinter das Ohr und ließ ihren Blick über den Marktplatz schweifen. Es war ein ruhiger Ort, wo jeder jeden kannte – bis Rasmus kam. Der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht und den funkelnden Augen war vor ein paar Wochen aufgetaucht, und erzählte Geschichten, die die Menschen in ihren Bann zogen. Niemand wusste genau, woher er kam, aber das spielte keine Rolle, denn er brachte neben seinen Erzählungen noch eine viel spannendere Neuigkeit mit: die Entdeckung eines Wunschbrunnens am Fuße des Berges.
Garantierte Belohnung im Schneeballsystem
„Wer ein Mal eine ganze Dorfmünze als Anlage in den Wunschbrunnen wirft, erhält ab diesem Moment regelmäßig jeden Sonntag eine Zehntel davon als Belohnung aus dem magischen Wasser zurück. Es landet unaufgefordert in eurem Briefkasten“, hatte er verkündet. „Euer Geld arbeitet so für euch und schon nach zehn Wochen habt ihr eure investierte Dorfmünze verdoppelt. Die Anlagemünze selbst könnt ihr natürlich jederzeit wiederbekommen – nur dann gibt es sonntags keine Zahlungen mehr.“
Die Skepsis der Menschen hielt genau bis zum ersten Auszahlungstag, als die ersten drei mutigen Dorfbewohner, die eine Münze hineingeworfen hatten, die versprochene glänzende Zehntelmünze tatsächlich in ihrem Briefkasten fanden. Rasmus lächelte, als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre, was hier geschah. „Wer klug ist, erzählt es weiter“, sagte er dann beiläufig. „Je mehr Menschen den Brunnen nutzen, desto stärker wird seine Magie.“
Bald sprach das ganze Dorf über den Wunschbrunnen. Wer einmal investiert hatte, zählte geduldig die Tage bis zur nächsten Auszahlung, und neue Gesichter standen Schlange, um ebenfalls dabei zu sein. Rasmus bewegte sich durch das Dorf wie ein Wohltäter, klopfte den Leuten auf die Schulter, lachte und versprach Wohlstand für alle. „Magie“, raunten die Alten, „ein Wunder“, flüsterten die Jungen. Nur Nelly saß wieder auf der Bank, zog an einer losen Holzfaser und runzelte die Stirn. Es war nicht die Geschichte, die sie so sehr verunsicherte – es war das Gefühl, dass etwas in der Luft lag, das nicht ganz stimmte.

Rasmus offenbart den Dorfbewohnern einen vermeintlich magischen Wunschbrunnen – doch hinter seinem Versprechen steckt ein klassisches Schneeballsystem. Foto: Freepik / KI
Zu schön um wahr zu sein?
Der Kies knirschte unter Nellys Füßen, während sie langsam die schmale Gasse entlangging. Im ganzen Dorf herrschte Euphorie. Doch etwas ließ Nelly nicht los. „Es ist nur ein einfacher Brunnen“, murmelte sie und kickte einen kleinen Stein über den Weg. „Er kann doch nicht wirklich Geld erschaffen.“
„Bist du immer so misstrauisch?“ Die dunkle Stimme kam von der Seite. Nelly drehte sich um und sah Rasmus, der entspannt an einem Holzzaun lehnte. Seine Augen funkelten wie immer, als wäre er sich seiner Sache sehr sicher.
„Ich verstehe nur nicht, wie das funktionieren soll“, sagte Nelly und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn jeder immer nur Münzen herausbekommt, aber keiner etwas produziert … wo kommt dann das ganze Geld her?“
Rasmus lachte leise. „Ach, Nelly. Du bist clever, das mag ich. Aber hast du mal darüber nachgedacht, dass die Welt manchmal Dinge einfach geschehen lässt, wenn man daran glaubt?“ Er tippte sich gegen die Schläfe und zwinkerte ihr zu.
Nelly sah ihn an, ohne zu antworten. Sein Lächeln war warm, fast beruhigend – doch es änderte nichts an dem Ziehen in ihrem Bauch.
Nelly durchschaut Rasmus‘ Schneeballsystem
In der nächsten Nacht konnte Nelly nicht schlafen. Der Wind rüttelte an den Fensterläden und die Dunkelheit lag schwer über dem Dorf. Rasmus‘ Lächeln, seine glatten Antworten und die glänzenden Münzen, die wie von Zauberhand auftauchten, verfolgten sie. Schließlich warf sie die Decke zurück, zog ihre Jacke über und ging hinaus. Auf leisen Sohlen schlich sie durch die leeren Gassen, bis sie den Marktplatz erreichte. Ihre Augen wanderten zur alten Eiche, neben der das Haus von Jakob dem Schmied stand. Sie erstarrte. Dort, im fahlen Mondlicht, sah sie eine Gestalt – Rasmus! Er zog aus einem Beutel kleine Münzstücke hervor und ließ sie behutsam in den Briefkasten gleiten. Keine Magie, kein Wunder – nur seine Hände, die das Geld verteilten. Nellys Herz raste, als sie zurück zum Haus rannte.
Aufwachen!
Am nächsten Morgen, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen über das Dorf krochen, klopfte sie an Jakobs Tür. „Ich habe Rasmus gesehen“, rief sie, sobald dieser verschlafen im Türrahmen erschien. „Er bringt die Münzen selbst! Das ganze Ding ist ein Schwindel!“
Jakob rieb sich die Augen und gähnte. „Nelly, du spinnst doch. Woher sollte er das ganze Geld haben?“
„Von jedem, der eine ganze Münze als Anlage in den Brunnen wirft. Er nimmt sie und zahlt damit jeden Sonntag die anderen aus und steckt sich wahrscheinlich einen großen Teil in die eigene Tasche. Aber wenn keine Neuen nachkommen, kann es nicht mehr funktionieren. Das ist ein Schneeballsystem!“
Jakob schnaubte und schüttelte den Kopf. „Du machst dir zu viele Gedanken. Rasmus hat uns allen geholfen. Nur weil du nicht verstehst, wie es funktioniert, heißt das nicht, dass es ein Betrug ist.“
Nelly öffnete den Mund, wollte noch etwas sagen – doch sie sah es in seinen Augen. Er glaubte ihr nicht.

Die Schwalbe Satori führt Nelly auf die richtige Spur, um den Dorfbewohnern über Rasmus die Augen zu öffnen. Foto: Freepik / KI
Der Wendepunkt im Schneeballsystem
Nelly saß am Flussufer, warf kleine Steine ins Wasser und beobachtete, wie sich die Kreise ausbreiteten. Ihr Kopf schwirrte voller Gedanken. Sie wusste, dass sie recht hatte – aber wie konnte sie es den anderen bloß beweisen? Ein Windstoß ließ die Gräser rascheln, und im nächsten Moment glitt eine schimmernde Schwalbe lautlos über das Wasser. Satori! Jeder im Dorf kannte den kleinen Vogel. Wenn er auftauchte, bedeutete das meist einen Wendepunkt.
Die Schwalbe flog über den Fluss, stieg in die Höhe und tauchte dann plötzlich hinab, schnappte nach etwas und flog wieder davon. Nelly folgte ihr mit den Augen – sah dann hinab auf die Wasseroberfläche. Das Muster der sanften Wellen, die Satori mit ihrem Sturzflug hinterlassen hatte, erinnerte sie an etwas. Es war ein Kreis … wie eine Brunnenöffnung. Plötzlich begriff sie. Wenn sie es den Dorfbewohnern nicht erklären konnte, musste sie es ihnen zeigen. Mit neuer Entschlossenheit eilte sie zurück ins Dorf. Sie würde den Brunnen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken – und damit auch die Wahrheit, die niemand sehen wollte.
Zusammenbruch
Nellys Herz pochte, als sie die Seilwinde des Brunnens packte. Die Dorfbewohner hatten sich um sie versammelt, einige neugierig, andere skeptisch. Rasmus stand am Rande der Menge. Das Lächeln unverändert freundlich – doch seine Augen wirkten wachsamer als sonst.
„Ihr glaubt, eure Anlagemünzen liegen hier sicher im Brunnen, nicht wahr?“ fragte Nelly laut und sah sich um. Einige nickten zögerlich. „Und ihr bekommt eure wöchentliche Auszahlung, weil das magische Wasser sie vermehrt?“ Wieder ein Murmeln, zustimmendes Nicken.
„Dann lasst uns mal nachsehen.“ Nelly ließ den Eimer in den Brunnen hinab. Er schlug auf – nicht auf Münzen, nicht auf Wasser. Auf Stein. Ein trockener, hohler Klang hallte aus der Tiefe zurück.
Ein Raunen ging durch die Menge. Jakob trat vor, runzelte die Stirn. „Das… das kann nicht sein“, stammelte er.
„Es IST so“, sagte Nelly mit fester Stimme. „Die Münzen waren nie hier. Sie wurden benutzt, um euch die Zehntelmünzen zu zahlen. Und der Rest ging geradewegs in Rasmus‘ Taschen.“ Sie drehte sich um und erwartete den Reisenden zu sehen. Doch da, wo er eben noch gestanden hatte, war nur ein leerer Platz.
Einige Sekunden lang sagte niemand etwas. Dann brach helle Aufregung aus. Diejenigen, die am Anfang mit dabei waren, hatten durch die regelmäßigen Auszahlungen Gewinn gemacht. Doch alle, die am Schluss dazukamen mussten erkennen, dass für sie nichts mehr da war. Kein Geld, kein Wunder. Nur die Erkenntnis, dass sie betrogen worden waren.

Nelly lässt sich nicht täuschen – sie erkennt, dass der Brunnen nicht magisch ist, sondern ein Schneeballsystem, das bald zusammenbrechen wird. Foto: Freepik / KI
Erst prüfen, dann investieren
Das Dorf stand noch lange unter Schock. Sie hatten geglaubt, klüger zu sein, gehofft, ein Wunder gefunden zu haben. Doch am Ende war es nichts als ein geschickter Trick gewesen – ein System, das nur funktionierte, solange immer neue Menschen darauf hereinfielen. Als Nelly in dieser Nacht nach Hause ging, spürte sie einen kühlen Luftzug über ihrem Kopf. Die Schwalbe Satori zog ihre Kreise am Nachthimmel, ruhig und sicher, als hätte sie nie an diesem Ort gezweifelt.
Wie viele würden auch in Zukunft auf ähnliche Versprechen hereinfallen? Denn Schneeballsysteme tauchten nicht nur in kleinen Dörfern auf, sondern überall – in der Stadt, im Internet, sogar zwischen Freunden. Sie sah sich um. Wahrscheinlich hatte Jakob es verstanden und die restlichen Bewohner aus dem Dorf auch. Und vielleicht würde diese Geschichte dafür sorgen, dass auch Menschen außerhalb der Dorfgemeinschaft in Zukunft zweimal nachdachten, bevor sie ihr Vertrauen in ein System steckten, das nur durch neue Opfer funktionierte.
Schneeballsysteme erkennen und vermeiden
Wenn du nicht auf Schneeballsysteme hereinfallen willst, solltest du wissen, woran du sie erkennst. Sie finanzieren sich nur durch das Geld neuer Teilnehmer und brechen unweigerlich zusammen, wenn keine mehr dazukommen. Hier sind die typischen Merkmale des Schneeballprinzips:
1. Finanzierung ausschließlich durch neue Teilnehmer
2. Versprechen hoher und sicherer Gewinne
3. Fehlendes oder undurchsichtiges Geschäftsmodell
4. Zwang zur Überzeugung neuer Teilnehmer
5. Kein oder nur schwerer Zugang zum angelegten Geld
Schauen wir uns nun ein paar Beispiele anhand dieser Merkmale an und ob es sich dabei um ein Schneeballsystem handelt oder nicht.
Bernie Madoff (größtes Schneeballsystem der Geschichte)
Bernie Madoff versprach Anlegern jahrelang hohe Gewinne im Finanzbereich, ohne wirklich etwas zu investieren. Stattdessen zahlte er unbemerkt einfach das Geld der Neuen an die Alten aus – bis das System zusammenbrach, Milliarden verschwanden und er selbst im Knast landete. Bernie Madoff im Check: ist es ein Schneeballprinzip?
1. Finanzierung durch neue Teilnehmer? JA, neue Einlagen wurden für die Auszahlung an ältere Teilnehmer genutzt.
2. Versprechen sicherer Gewinne: JA, Madoff versprach andauernd hohe Renditen unabhängig von der Marktsituation.
3. Undurchsichtiges Geschäftsmodell: JA, es gab keine echten Investments, sondern nur Scheinbuchungen.
4. Zwang zur Überzeugung neuer Teilnehmer: JA, es waren immer neue Investoren nötig, um das System aufrechtzuerhalten.
5. Schwerer Zugang zum angelegten Geld: JA, da viele Anleger am Ende ihr Geld nicht mehr zurückbekamen.
Fazit: Bernie Madoffs System war ein klassisches Schneeballsystem, das 2008 kollabierte, als durch die große Finanzkrise keine neuen Einlagen mehr flossen.
Wert von Madoffs Finanzanlagen
Es gab keinen echten Wert – das System war eine reine Täuschung. Anleger glaubten an die versprochenen Gewinne auf Investitionen, die nie gemacht wurden. Tatsächlich wurde nur Geld umverteilt.

Die Tulpenmanie war eine der ersten großen Spekulationsblasen – ein Schneeballsystem war sie jedoch nicht. Foto: Freepik / rudoelena
Deutsche Vermögensberatung (DVAG)
Die Deutsche Vermögensberatung verkauft Versicherungen und Geldanlagen, setzt aber stark darauf, immer neue Berater anzuwerben. Wer oben in der Struktur sitzt, verdient gut – wer unten anfängt, muss erstmal Freunde und Familie als Kunden gewinnen. DVAG im Check: ist es ein Schneeballprinzip?
1. Finanzierung durch neue Teilnehmer? TEILWEISE, da Provisionen oft durch neue Kunden und Berater finanziert werden.
2. Versprechen sicherer Gewinne: TEILWEISE, weil hohe Verdienstmöglichkeiten in Aussicht gestellt werden.
3. Undurchsichtiges Geschäftsmodell: TEILWEISE, da der Fokus auf interner Anwerbung von Teilnehmern und Verkaufsdruck liegt.
4. Zwang zur Überzeugung neuer Teilnehmer: JA, weil neue Berater angeworben werden müssen, um Einnahmen zu generieren und in der Kette aufzusteigen.
5. Schwerer Zugang zum angelegten Geld: NEIN, weil es in dem Sinne keine direkte Geldanlage gibt. Die Berater arbeiten auf Provision.
Fazit: Die DVAG ist zwar kein klassisches Schneeballsystem, hat aber vertriebliche Merkmale, die starke Abhängigkeit von ständiger Anwerbung neuer Teilnehmer beinhalten.
Wert der DVAG
Die Produkte der DVAG (z. B. Versicherungen, Altersvorsorge) haben einen realen wirtschaftlichen Nutzen, allerdings wird das Vertriebssystem oft für seine aggressive Werbung und hohe Kosten für Endkunden kritisiert.
Tulpenmanie
Im 17. Jahrhundert drehten die Leute in den Niederlanden völlig durch, weil sie dachten, Tulpen würden immer wertvoller. Sie zahlten riesige Summen für Tulpenzwiebeln – bis der Hype plötzlich vorbei war und die Preise ins Bodenlose fielen. Tulpenmanie im Check: ist es ein Schneeballprinzip?
1. Finanzierung durch neue Teilnehmer? NEIN, Tulpenzwiebeln wurden gehandelt.
2. Versprechen sicherer Gewinne: TEILWEISE, weil einige Händler das versprachen. Aber viele Menschen glaubten aus Hype und Gier ganz von allein daran, dass die Preise nur weiter steigen könnten.
3. Undurchsichtiges Geschäftsmodell: NEIN, der Handel war real und offensichtlich, aber halt hoffnungslos überbewertet.
4. Zwang zur Überzeugung neuer Teilnehmer: TEILWEISE, da die erhofften steigenden Preise nur durch neue Käufer gehalten werden konnten.
5. Schwerer Zugang zum angelegten Geld: JA, weil viele Verträge auf zukünftigen Preise liefen und nach dem Crash wertlos wurden.
Fazit: Die Tulpenmanie war eine fette Spekulationsblase, aber kein Schneeballsystem, weil es keine Umverteilung von neuen zu alten Teilnehmern gab, sondern es einfach ein Handel im Sinne von Angebot und Nachfrage war.
Wert von Tulpenzwiebeln
Während der Hype künstlich war, hatte die Tulpe als Luxusgut in der damaligen Zeit einen realen Wert. Allerdings wurde dieser stark übertrieben, was schließlich zum Crash führte.

Bitcoin wird oft als Schneeballsystem bezeichnet – doch wird es weder zentral gesteuert noch verspricht es irgendwelche Renditen oder Ausschüttungen. Foto: Freepik / bushalex
FIAT-Geld
FIAT-Geld ist das, was wir alle täglich benutzen – Euro, Dollar und Co. Es hat an sich keinen eigenen Wert, sondern ist bedrucktes Papier, das funktioniert, weil wir darauf vertrauen, dass es etwas wert ist und der Staat dahintersteht. FIAT-Geld im Check: ist es ein Schneeballprinzip?
1. Finanzierung durch neue Teilnehmer? Indirekt JA, aber nicht durch die Anwerbung neuer Menschen, sondern durch die Erschaffung von Geld aus dem Nichts durch die Zentralbanken. So werden alte Schulden oft durch neue Kredite gedeckt.
2. Versprechen sicherer Gewinne: NEIN, es gibt keine Gewinnversprechen, durch Inflation verliert FIAT-Geld mit der Zeit sogar an Wert.
3. Undurchsichtiges Geschäftsmodell: Ehrlich gesagt JA, denn für viele Menschen ist nicht klar, wie Geld überhaupt entsteht, warum Banken Kredite vergeben können, die sie gar nicht besitzen, oder warum wir mit der Zeit für den gleichen Schein immer weniger kaufen können.
4. Zwang zur Überzeugung neuer Teilnehmer: Indirekt JA, allerdings müssen keine neuen Teilnehmer überzeugt werden, weil der Zwang zur Nutzung sowieso schon für alle gilt – oder versuche mal, deine Steuern mit etwas anderem zu bezahlen. Das ganze System basiert auf Wachstum. Darauf, dass mehr produziert, verkauft und investiert wird, damit es stabil bleibt.
5. Schwerer Zugang zum angelegten Geld: NEIN, jeder kann sein Geld ausgeben, wann und wo er will.
Fazit: Unser Geldsystem hat einige Ähnlichkeiten mit einem Schneeballsystem, seit es 1971 von der Golddeckung gelöst wurde, weil es seitdem ausschließlich auf Schulden und Wachstum basiert. Aber es funktioniert trotzdem, weil es vom jeweiligen Staat gestützt wird und die Wirtschaft zumindest für einen Teil davon echte Werte schafft.
Wert von FIAT-Geld
FIAT-Geld ist das weltweit akzeptierte Zahlungsmittel und wird durch das Vertrauen in Staaten und Banken aufrechterhalten. Es ermöglicht Kredite und Investitionen, die Wirtschaftswachstum fördern – allerdings ist unendliches Wachstum in einer endlichen Welt ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt dummerweise nicht möglich.
Bitcoin
Bitcoin ist eine Kryptowährung, die von keiner zentralen Stelle wie einer Bank oder einem Staat kontrolliert wird. Es gibt nur eine begrenzte Menge davon, und ihr Wert steigt oder fällt, je nachdem, wie viele Leute kaufen oder verkaufen. Bitcoin im Check: ist es ein Schneeballprinzip?
1. Finanzierung durch neue Teilnehmer? NEIN, es gibt keine festen Auszahlungen an frühe Käufer – jeder kann Bitcoin einfach am freien Markt kaufen oder verkaufen.
2. Versprechen sicherer Gewinne: TEILWEISE, denn es gibt durchaus Leute, die mit unglaublichen Preisvorhersagen Aufmerksamkeit auf sich ziehen und sicher sind, dass der Preis unendlich steigt. Aber es gibt auch andere, die meinen, er wird auf Null gehen. Ist halt die Frage, wem der beiden Lager man Gehör schenkt.
3. Undurchsichtiges Geschäftsmodell: NEIN, denn die Technologie ist für alle ohne Geheimnisse öffentlich einsehbar und niemand kann sie alleine kontrollieren.
4. Zwang zur Überzeugung neuer Teilnehmer: NEIN, es gibt keine Verpflichtung, neue Leute zu werben oder ins System zu holen, damit etwas ausgezahlt werden kann. Der Preis unterliegt allein Angebot und Nachfrage. Die Entscheidung, ob man verkauft oder kauft ausschließlich bei einem selbst.
5. Schwerer Zugang zum angelegten Geld: NEIN, Bitcoin kann jederzeit gekauft, verkauft oder gespart werden, ohne dass jemand etwas dagegen tun kann.
Fazit: Bitcoin ist kein Schneeballsystem und keine klassische Spekulationsblase wie die Tulpenmanie, weil niemand neue Teilnehmer anwerben muss und keine Gewinnauszahlungen durch Einzahlungen anderer geleistet werden. Ja, der Preis schwankt stark, aber er basiert nicht auf einem betrügerischen System, sondern rein auf Angebot und Nachfrage am freien Markt.
Wert von Bitcoin
Bitcoin ist ein digitales Gut mit begrenzter Menge. Das ist insofern absolut innovativ, als dass es hiermit erstmalig im digitalen Raum eine dezentrale Lösung für digitale Begrenzung ohne das sogenannte Doublespending-Problem gibt. Also dass etwas, was du digital versendest, nicht nur beim anderen ankommt, sondern bei dir selbst mit dem Absenden dann nicht mehr da ist. Weil sonst hättet ihr es ja beide, was bei Bezahlungen natürlich ziemlich sinnfrei wäre. Bitcoin funktioniert langfristig gesehen zudem als Wertspeicher, auch wenn er kurzfristig starken Preisschwankungen unterliegt. Zahlen kann man damit ebenfalls, allerdings nicht über die Haupt-Blockchain, das wäre zu teuer, sondern über Lösungen wie Lightning. Und auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird, kann das Bitcoin-Mining sogar als Helfer der Energiewende dienen (hier mehr dazu). Last but not least hat Bitcoin inzwischen weltweit einen so großen Netzwerkeffekt aufgebaut, dass da so schnell niemand mehr zwischenfunkt. Soviel zur Meinung vieler Menschen, Bitcoin sei völlig wertlos. Da es sich hier um eine ganz neue Anlageform handelt, lohnt es sich vielleicht, etwas näher hinzuschauen, und nicht nur die Überschriften zu lesen. Die Bewertung eines komplett neuen Systems funktioniert unter Umständen nicht aus der Brille des alten Systems heraus. Das passiert oft bei disruptiven Erfindungen, die alles auf den Kopf stellen, und von vielen oft nicht direkt erkannt werden.

Wer sich vor dem Investieren die richtigen Fragen stellt, erkennt ein Schneeballsystem oft, bevor es zu spät ist. Foto: Freepik / cookie_studio
Mein Fazit zum Schneeballsystem
Geld, Investitionen und Finanzsysteme sind für uns als Normalbürger unglaublich komplex – und genau das macht uns so anfällig, auf falsche Versprechen hereinzufallen. Ob FIAT-Geld, Bitcoin oder Strukturvertriebe wie die DVAG – nicht alles, was auf den ersten Blick fragwürdig wirkt, ist ein klassisches Schneeballsystem. Doch ein echtes Schneeballprinzip wie der Madoff-Betrug oder historische Spekulationsblasen wie die Tulpenmanie zeigen, dass blindes Vertrauen oft teuer endet. Genau wie bei den Dorfbewohnern in der Geschichte vom Wunschbrunnen, in der Geld scheinbar durch Magie entstand – bis das System zusammenbrach und nichts mehr übrig war.
Der wichtigste Schutz davor ist Wissen: Wer das Konzept eines Systems wirklich versteht, woher Gewinne kommen, wer davon profitiert, wo die Schwachstellen sind und wie hoch das Potenzial wirklich ist, kann sich vor finanziellen Katastrophen bewahren. Wer glaubt, für nichts viel zu bekommen, ist am Ende meist selbst die Ware – und oft bleibt nur die Erkenntnis, dass der wahre Gewinner längst über alle Berge ist. Also, beschäftigen wir uns mit vielversprechenden Angeboten, checken sie auf alle Merkmale und entscheiden dann, was wir machen. Denn alles vorsichtshalber erst mal auszuschlagen, was nur ansatzweise nach Schneeballsystem riecht, ist auch keine Lösung, denn vielleicht verpasst du so die Chance deines Lebens.
Weitere Artikel und Geschichten rund ums Thema Finanzen findest du unter dem Finanzen im Griff.
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