Problemlösung: Geschichte vom Stein im Schuh

Manchmal liegt die Antwort zur Problemlösung nicht auf deinem Schreibtisch, sondern auf dem Weg dorthin. Auch Marina ahnte nicht, auf welch überraschenden Wegen Ideen entstehen, wenn man seine Grübeleien einfach mal frei lässt und mit ihnen eine Runde „Gassi geht“.

Der Stein im Schuh (Nachdenkgeschichte)

Der Bildschirm flimmerte matt, die Zahlen auf dem Kostenvoranschlag tanzten vor Marinas Augen. Sie liebte ihren kleinen Malerbetrieb, hatte nie bereut, sich selbstständig gemacht zu haben. Doch irgendwie wuchsen ihr die Aufträge in letzter Zeit über den Kopf und sie hatte keine Ahnung, wie sie das jemals unter Kontrolle bringen sollte. Seufzend schob sie einen der losen Zettel auf dem Tisch beiseite. Darauf standen Notizen zu Sonderwünschen: „nur eine Wand“, „extra Glanzlack“, „Farbverlauf statt Uni“. Jeder Kunde wollte etwas anderes und es wurden immer mehr. Natürlich beschwerte sie sich nicht über die Vielzahl an Anfragen, doch seit Tagen scheiterte sie daran, ein Konzept zu finden, das alles unter einen Hut bringen konnte.

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Die Mittagssonne schien durch die Sprossenfenster des kleinen Büros ihrer Altbauwohnung. Ein Pinsel im Nachbarraum rutschte vom Eimer und fiel klappernd zu Boden. Marina zuckte zusammen und warf einen vorwurfsvollen Blick in die Richtung des Zimmers, als hätte es den Pinselsturz absichtlich ausgelöst. „Ich muss hier raus“, murmelte sie kurzentschlossen und sprang auf. Kein Handy, keine Musik, einfach laufen. Sie ging durch den Flur, zog ihre Jacke über und nahm den Schlüssel aus der silbernen Schale auf der Kommode. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.

Draußen war es an diesem Samstag recht ruhig, nur das ferne Summen eines Rasenmähers lag in der Luft. Marina ging einen schmalen Weg entlang, der zwischen den Bäumen verlief, die die Straße säumten. Unter ihren Füßen knirschte leise der Kies. Nach ein paar Minuten spürte sie etwas im Schuh. Ein Steinchen. Sie versuchte, es zu ignorieren, ging weiter. Doch bei jedem Schritt piekte es sie an einer anderen Stelle. Erst leicht, dann immer hartnäckiger.

Wenn ein Steinchen zur Problemlösung inspiriert

Marina hielt an, atmete tief durch, zog schließlich den Schuh aus und drehte ihn herum. Das Steinchen fiel auf den Boden. Sie ging in die Hocke, nahm es zwischen die Finger und betrachtete es für einen Moment. Dann schüttelte sie den Kopf. So etwas Kleines hatte sie aus dem Tritt gebracht und erst, als sie es entfernt hatte, war Ruhe eingekehrt. Der Wind strich durch Marinas Haar, irgendwo zwitscherte ein Vogel. Plötzlich kam ihr ein Gedanke und sie lächelte auf das Steinchen herab. All ihre Zettel, die vielen Notizen und Sonderwünsche: Vielleicht musste sie auch dort etwas entfernen, statt immer mehr hinzuzufügen. Es war ihr schon immer schwer gefallen, Bitten abzulehnen und zu anderen Menschen Nein zu sagen. Tief verankerte Glaubenssätze aus der Vergangenheit, die ihr das Leben schwer machten. Sollte dieses Steinchen ein Zeichen dafür sein, endlich über ihren Schatten zu springen?

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Sie stand auf und steckte den kleinen Störenfried als Erinnerungsanker in ihre Jackentasche. Nun konnte sie es kaum erwarten, an den Schreibtisch zurückzukehren und die Rahmenbedingungen für ihre Neuorientierung zu schaffen. Welche Aufträge konnte sie nach hinten verschieben, um Zeit zu gewinnen? Welche neuen, noch unbeantworteten Anfragen konnte sie an einen Kollegen vermitteln? Sie ging weiter, ihre Schritte fühlten sich leichter an als zuvor. Und zum ersten Mal seit Tagen wusste sie, wo sie anfangen musste.

Eine Frau hockt nachdenklich am Straßenrand und betrachtet ein kleines Steinchen in ihrer Hand – ein Sinnbild dafür, wie manchmal unerwartete Momente zur Problemlösung führen.

Ein kleines Steinchen wird für Marina zum Auslöser einer unerwarteten Erkenntnis, als sie den Schreibtisch verlässt und in Bewegung kommt. Foto: ChatGPT

Meine Gedanken zur Problemlösung

Marina hat an diesem Tag intuitiv genau das Richtige getan, als sie gedanklich feststeckte. Sie ist aufgestanden und einfach losgegangen. Ohne Ablenkung in Form von Musik, Podcasts oder Anrufen. Einfach nur in Bewegung kommen, denn wie heißt es so schön: bewegter Körper, bewegter Geist. Dabei ist ihr durch einen Wink des Schicksals der Gedanke gekommen, dass man nicht immer etwas hinzufügen muss, um weiterzukommen. Manchmal ist es auch hilfreich, etwas zu entfernen – wie ein Steinchen im Schuh.

Wie oft füllen wir unseren Alltag mit Aufgaben, Verpflichtungen und Erwartungen, die gar nicht (mehr) zu uns passen? Wir wollen alles schaffen, jedem gerecht werden, überall gleichzeitig sein und wundern uns, warum wir ausbrennen und in unserem Kopf Chaos herrscht. Doch innere und äußere Klarheit entstehen selten aus Mehr, sondern fast immer aus Weniger.

Das war Marinas Lösung für ihr Problem, aber welches ist deine? Um dem auf die Schliche zu kommen, lass das Denken für einen Moment sein und beweg dich. Oft tauchen genau dann Ideen auf, die du im Büro, auf dem Sofa oder im Bett nie gefunden hättest. Denn Klarheit entsteht nicht durch Grübeln, sondern durch das Gegenteil. Manchmal genügen wenige Schritte, manchmal braucht es mehr, um gedanklich wieder in Fluss zu kommen – und der Rest ergibt sich dann fast von selbst.

Tarot-Reflexion


Diese Nachdenkgeschichte vom Steinchen im Schuh zum Thema Problemlösung trägt die Energie der Tarotkarte „Der Eremit“ in sich. Er steht für Rückzug, Innenschau und Erkenntnis durch Stille. Der Eremit erinnert uns daran, dass Antworten meist nicht entstehen, wenn wir uns daran festbeißen und Ergebnisse erzwingen wollen. Erst wenn wir uns erlauben, die Gedanken abzuschalten und sie loszulassen, entstehen frische Ideen. So wie Marina, die den Lärm in ihrem Kopf hinter sich ließ und im stillen Gehen plötzlich fand, wonach sie suchte.

Eine Aquarellillustration der Tarotkarte „Der Eremit“ zum Thema Problemlösung, Rückzug, Innenschau und Abgeschiedenheit. Zwei Hände halten in der Mitte des Bildes eine leuchtende Laterne mit einer brennenden Kerze darin. Das warme Licht der Flamme erhellt die Hände und einen Teil des Hintergrunds. Hinter der Laterne ist ein stilles Gebirge unter einem sanft graublauen Himmel zu sehen. Die Szene wirkt ruhig, introspektiv und symbolisiert innere Führung und Besinnung.

Wenn auch du vor einem Problem stehst, laden die Geschichte und der Eremit dich heute dazu ein, vor die Tür zu gehen: Hast du schon einmal ernsthaft versucht, ohne Ablenkung einfach herumzulaufen? Wenn nicht, was hält dich zurück? Nimm die Klinke in die Hand und gib der Sache eine Chance!

Du möchtest mehr Klarheit in deinem Leben und besser verstehen, was gerade bei dir los ist? Dann schau doch mal bei meinen Tarot-Impulsen (coming soon) vorbei.

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