Zukunftsangst bekämpfen: Geschichte der Rauchwolke
Zukunftsangst betrifft immer mehr Menschen. Unsere Welt verändert sich gefühlt schneller, als wir scrollen können, und vielleicht fragst auch du dich, wie du da noch mithalten sollst. Neue Technologien, neue Regeln, neue Unsicherheiten – aber kein neuer Plan. Viele hoffen einfach, dass schon alles irgendwie gutgehen wird. Aber was, wenn genau dieses „Abwarten und Tee trinken“ am Ende zum Problem wird? Genau das passiert dem Fischer Riccardo in meiner Nachdenkgeschichten „Die Rauchwolke“ , als er am Horizont etwas entdeckt, das er nicht einordnen kann.
„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“
– Aristoteles (griechischer Philosoph und Wissenschaftler, 384 v. Chr.)
Die Rauchwolke (Geschichte zum Nachdenken über Zukunftsangst)
Riccardo stand am Bug seines alten Holzbootes, während unter ihm das Wasser gluckernd gegen den Rumpf schlug. Der Geruch von Tang, Diesel und Fisch lag schwer in der salzigen Morgenluft. Es war einer dieser klaren Tage, an denen das Meer wie Glas wirkte – glatt, harmlos, fast beruhigend. In der Ferne warfen seine Kollegen die ersten Netze aus, Möwen zogen kreischend ihre Bahnen über dem Hafen, als wollten sie das Treiben kommentieren. Riccardo zog seine Mütze tiefer in die Stirn und zündete sich eine Zigarette an. Eine dieser Gewohnheiten, die er nie losgeworden war, genauso wenig wie aktuell das Gefühl, dass sich da draußen irgendetwas tat.
Er wusste nicht genau, was es war. Aber seit Wochen schlich es sich in seinen Kopf wie Nebel zwischen die Planken: eine diffuse Unruhe, ein mulmiges Ziehen im Bauch. Doch er schüttelte die Gedanken ab, stieß den Zigarettenrauch in die Luft und murmelte leise: „Solange das Meer ruhig ist, bleibt alles beim Alten.“ Riccardo war kein Mann für Veränderungen. Er mochte das Meer, wie es war. Und so tat er, was er immer tat: Er fuhr hinaus.
Zukunftsangst klopft leise an
Es begann an einem Dienstag. Die See war ruhig, aber am Horizont zeichnete sich eine ungewöhnliche Rauchwolke ab. Sie wirkte nicht bedrohlich, eher so, als würde der Himmel dort einfach nur schwerer atmen. Riccardo blinzelte gegen das Licht an, spürte, wie sich seine Stirn automatisch in Falten legte. „Unwetter?“, murmelte er und schüttelte dann den Kopf. „Ach was, das sieht völlig anders aus.“ Neben ihm räusperte sich Matteo, ein jüngerer Kollege, der ihn an diesem Morgen begleitete. „Ric, siehst du das auch? Da draußen … irgendwas braut sich da zusammen.“ Riccardo winkte ab und widmete sich wieder dem Fischfang. Er wusste ganz genau wie ein nahendes Unwetter sich bemerkbar machte – nicht wie das dort hinten. Doch innerlich hatte sich längst etwas in seinem Hinterkopf festgesetzt. Wie ein kleines Steinchen im Stiefel, das man ignoriert, obwohl man genau weiß: Das verdammte Ding wird dich noch wahnsinnig machen.
In den Tagen darauf sprachen einige Fischer leise im Hafen über neue Wetterphänomene, über seltsame Strömungen, über andere Routen. Nur ein paar, aber genug, dass Riccardo hinhören musste. Und doch tat er danach, als ginge es ihn nichts an, schließlich hatte er viele Jahre Erfahrung. Er versuchte, den gleichen Rhythmus beizubehalten wie immer, dieselben Gewässer, dieselben Netze. Doch in manchen Nächten lag er wach in seiner Kajüte, starrte durch das kleine Bullauge und lauschte dem Meer. Irgendwie klang es anders.

Veränderungen kündigen sich wie bei dem Fischer Riccardo fast immer an, wir müssen nur hinsehen, damit wir handlungsfähig bleiben. Foto: Freepik / KI
Blick zum Horizont
Eines Morgens stand Riccardo früher auf als sonst. Die meisten Fischer schliefen noch, nur das leise Klirren der Masten im Wind war zu hören. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Vielleicht ein Traum oder das schleichende Gefühl, dass es so nicht weitergehen konnte. Er zog sich den dicken Pullover über, holte sich einen Kaffee vom Automaten am Kai und ging hinüber zu Pietro, einem der wenigen Fischer, die begonnen hatten, ihre Boote umzurüsten: besserer Radar, neue Schwimmkörper, sogar Notfallpläne. Dinge, über die Riccardo bisher nur den Kopf geschüttelt hatte.
„Meinst du wirklich, der ganze Aufwand lohnt sich, Pietro?“, fragte er mit einem schiefen Lächeln. „Es ist doch alles nur Spekulation, was über diese komische Rauchwolke am Horizont gemunkelt wird. Sie ist nun schon seit Wochen dort und das Meer ist trotzdem ruhig wie immer.“ Pietro hob den Kopf, seine Hände ruhten auf dem ölverschmierten Werkzeug. „Ich glaube, Spekulation ist eher, so zu tun, als wäre gar nichts da, Riccardo.“ Für einen Moment sagte keiner etwas. Dann ging Riccardo weiter, aber seine Schritte waren schwerer als sonst. Am Nachmittag schraubte er ein wenig an seinem eigenen Boot herum, nahm sich vor, wenigstens das Funkgerät zu checken – aber als der Himmel aufriss und die Sonne plötzlich wieder schien, schob er alles zur Seite. „Siehst du, völlig übertrieben,“ murmelte er zu sich selbst, griff nach einer Sardinendose und ließ den Blick übers Wasser gleiten.
Stell dich der Zukunftsangst: Satoris Botschaft
Riccardo hörte er ein sanftes Rauschen über sich, fast wie ein Flüstern. Eine Schwalbe kreiste über dem Boot, glitt mit müheloser Eleganz durch die Luft. Riccardo folgte ihr mit den Augen. Jeder Fischer kannte Satori. Wenn sie erschien, hatte es meist einen Grund. Die kleine Schwalbe setzte zur Landung an und ließ sich direkt auf der Reling nieder. Sie ging ein paar zarte Schritte über das Holz, dann pickte sie vorsichtig an der rostigen Abdeckung des Schiffsrands. Pick. Pause. Pick. Riccardo legte den Kopf schräg. Irgendetwas in ihm regte sich, dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Du hast dich entschieden, nichts zu entscheiden und wegzusehen – und genau das ist dein Risiko. Satori hob wieder ab und als sie am Horizont verschwand, blieb Riccardo allein zurück. Mit einem Gefühl in der Brust, das er nicht mehr wegatmen konnte.

Satori taucht in Momenten stiller Erkenntnis auf – auch Riccardo erkennt durch sie, dass Zukunftsangst nur verschwindet, wenn man ihr begegnet. Foto: Freepik / KI
Erster Schritt aus der Zukunftsangst
Am nächsten Morgen war Riccardo wieder früh auf den Beinen – aber diesmal nicht, um aufs Meer hinauszufahren. Stattdessen stand er neben seinem Boot, die Arme verschränkt, das Gesicht ernst. Der Wind zerrte an seiner Kapuze, Möwen kreischten über ihm, doch er hörte nur das Echo von Satoris leisem Piken auf der Reling. Zum ersten Mal seit Wochen ging er nicht weg, wenn das ungute Gefühl kam – er blieb stehen. Und er sah hin.
Vorbereitung auf das Unbekannte
Riccardo begann, sich zu informieren. Er fragte Pietro nach den Strömungen, las sich in Wetterkarten ein, ließ sich zeigen, wie man das Radar leistungsstärker machte und testete ein Notfallsystem. Anfangs wirkte alles fremd, kompliziert, sogar ein bisschen peinlich. Ein alter Hase wie er musste neue Dinge lernen. Aber je mehr er verstand, desto klarer wurde es ihm: Das, was da im Anmarsch war, war nicht das eigentliche Problem. Die wirkliche Gefahr war, unvorbereitet zu sein und sich selbst einzureden, dass Wegsehen eine Lösung sei.
„Du siehst müde aus, Ric“, sagte Matteo, als er ihn beim Einstellen des Notfunks beobachtete. Riccardo nickte und schraubte unbeirrt weiter. „Bin ich auch. Aber ich schlafe besser, seit ich nicht mehr so tue, als wär da nichts.“ In seiner Stimme lag eine gewisse Ruhe – nicht, weil er sicher war, was kommen würde, sondern weil er sich endlich damit auseinandersetzte.

Viele verdrängen ihre Zukunftsangst, doch Wegsehen schützt nicht vor Veränderung. Nur wer hinschaut, kann handeln. Foto: Freepik
Zukunftsangst als Alarmsignal für Veränderung
Und dann kam eine große Welle. Nicht plötzlich wie im Film – sondern schleichend, beinahe lautlos, bis es für viele zu spät war. Ein Großteil der Fischer stand noch ahnungslos an Deck, manche mit einer Kaffeetasse in der Hand, andere beim Netze sortieren. Auch sie hätten das Rauchzeichen als Warnsignal erkennen und annehmen können, aber es hatte nicht in ihr Weltbild gepasst und wurde deshalb ignoriert – zu neu, zu beängstigend, zu unbequem.
Diese Welle war keine klassische Naturkatastrophe. Sie steht als Sinnbild für das, was bereits am Horizont erkennbar ist: neue Technologien, gesellschaftliche Umbrüche, veränderte Märkte. Dinge, die nicht einfach vorbeiziehen, sondern unsere Gesellschaft neu aufstellen. Sie werden viele Boote schwer beschädigen, manche völlig zerschlagen. Wie die Arbeitsplätze und Existenzen, an denen festgehalten wird, obwohl sie bald überflüssig sein werden. Nur wer hinsieht, erkennt das frühzeitig und hat die Chance, sich um alternative Lösungen zu kümmern. Riccardo hatte nicht alles perfekt gemacht, sein Boot einiges abbekommen. Die Lackierung war hinüber, das Radar ausgefallen – aber es schwamm weiter, da er es zumindest ein bisschen vorbereitet hatte, wenn auch relativ spät. Weil er schließlich doch noch zugehört, hingeschaut und sich bewegt hatte, obwohl es Überwindung brauchte und ihm sehr schwergefallen war.

Zukunftsangst muss nicht lähmen – sie kann der Anstoß sein, nach vorne zu schauen und neue Chancen zu erkennen. Foto: Freepik / cookie_studio
Mein Fazit zur Zukunftsangst
Diese Geschichte ist keine Dystopie. Sie ist ein Weckruf. Die Welle steht für all das, was sich gerade verändert – Digitalisierung, KI, Jobunsicherheit. Vieles davon gab es in diesem Ausmaß vorher noch nie, und genau deshalb ist die Versuchung groß, es vor lauter Hilflosigkeit einfach zu ignorieren. Es ist unbekannt und Unbekanntes macht uns Menschen evolutionsbedingt nun einmal Angst. Eigentlich ein gesunder Schutzmechanismus, doch der Preis dafür ist manchen Situationen unter Umständen hoch. Immer dann, wenn etwas unaufhaltsam ist und sicher kommen wird. Die Geschichte von Riccardo zeigt: Zukunftsangst verschwindet nicht, wenn wir wegesehen, sondern drängt sich so nur als unser ständiger Begleiter auf. Aber sie wird leiser, wenn wir anfangen, uns vorzubereiten und mit den unausweichlichen Entwicklungen zu beschäftigen. Nicht panisch, nicht perfektionistisch. Aber mit offenen Augen und der Bereitschaft, das eigene „Boot“ auf neue Bedingungen einzustellen. Wissen hält Ängste im Zaum, die durch Ungewissheit entstehen.
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Was in deinem Leben steht gerade kurz vor einer Veränderung, die du bisher lieber verdrängt hast? Wo klammerst du dich an vermeintliche Sicherheit, obwohl du längst spürst, dass etwas anderes nötig wäre? Du musst nicht alles wissen. Aber du kannst anfangen zu fragen. Die Welt wird sich weiter drehen und es liegt ganz bei dir, ob du untätig bleibst und auf guten Ausgang hoffst oder dein Boot aktiv wetterfest machst. Denn wie Riccardo gelernt hat: Nicht die Welle an sich entscheidet, wie es für dich ausgeht. Sondern dein Stand der Vorbereitung, wenn sie dich erreicht.
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