Erinnerungsanker setzen: Geschichte vom Leuchtturm
Manchmal verlieren wir das Ziel selbst gar nicht komplett aus den Augen, sondern nur die vorübergehende Verbindung zu ihm. Wir lassen uns treiben, ablenken, von scheinbar Wichtigem vereinnahmen, bis wir plötzlich merken: Moment mal, da war doch noch irgendetwas. Genau so geht es Nina in der Geschichte vom Leuchtturm, denn ihr Ausflug ans Meer verläuft anders als erhofft. Sie ist kurz davor, alles hinzuschmeißen, da trifft sie in einem verschlafenen Küstenort auf die Inhaberin eines kleinen Souvenirladens, die ihr verrät, was es mit dem Erinnerungsanker auf sich hat.
»Das Ziel aus den Augen zu verlieren, ist oft der erste Schritt zum Aufgeben.«
– Vera F. Birkenbihl (Managementtrainerin und Sachbuchautorin, 1946 – 2011)
Der Leuchtturm (Geschichte zum Nachdenken über Erinnerungsanker)
Nina zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und öffnete die Autotür, woraufhin eine sanfte Brise den Duft des Meeres ins Wageninnere wehte. Sie atmete tief ein und lächelte. Wie sehr hatte sie diesen Geruch vermisst. Immer wenn Nina den Weg zu ihrem Elternhaus an die nördlichste Spitze Deutschlands antrat, stand auch ein Besuch bei ihrer Freundin Mona auf dem Programm, die sie seit Kindertagen kannte. Heute sollte es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder so weit sein. Sie stieg aus dem Auto, schob die Ärmel ihres dünnen Pullis hoch und schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab, um den weiß-roten Leuchtturm am Meeresrand besser zu erkennen. Unerschütterlich stolz stand er da wie eh und je.