Die Zustellerin. Eine Weihnachtsgeschichte.

Weihnachtsgeschichte für Erwachsene zum Nachdenken über Stress und Besinnlichkeit

In der Vorweihnachtszeit haben Stress und Überforderung Hochkonjunktur. Das Leben fühlt sich noch schneller an als sonst: Termine schieben sich ineinander, Gedanken stolpern hinterher und wir funktionieren, statt wirklich da zu sein. Wenn Sorgen, Arbeit und Verpflichtungen unseren Blick vernebeln, fehlt das Gefühl dafür, wie weit man sich von sich selbst entfernt hat. So geht es auch der Zustellerin in dieser Weihnachtsgeschichte, die noch nicht ahnt, dass ein unscheinbarer Wunsch ihr eigenes Leben für einen Augenblick anhalten wird.

Die Zustellerin. Eine Weihnachtsgeschichte zum Nachdenken.

Die Grundschule hatte einen beweglichen Ferientag und die Zustellerin wusste nicht, wohin mit ihrer Tochter. Sie war zu jung, um allein zu Hause zu bleiben, so nahm sie sie mit zur Arbeit. Mit in den kleinen Lieferwagen, der Teil ihres Arbeitsplatzes war. Fahrerin zu sein bedeutete: ständig unterwegs, zu viele Aufträge, jeden Tag neue Hindernisse. In der Zeit vor Weihnachten nahm der Stress noch einmal zu, deshalb war sie ein wenig in Sorge, ob die Kleine sie nicht zusätzlich aufhalten würde. „Heute nur ein paar Fahrten“, sagte sie und zog den Gurt des Kindersitzes fest. „Dann sind wir wieder zu Hause.“

Die Zustellerin hakte nach und nach alle Lieferziele auf ihrer Liste ab. Der letzte Stopp führte sie in den Seniorenstift der Nachbarstadt. Ein helles Gebäude, vor dem die Schneeflocken an diesem Tag sanft zu Boden schwebten wie vergessene Momente der Heimbewohner, die noch einmal kurz aufblühen wollten. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah in den Himmel, einzelne Eiskristalle landeten auf ihren Wimpern, sie blinzelte.

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Der Wunschbaum

Die Zustellerin und ihre Tochter betraten den Eingangsbereich, wo eine Tanne mit warmen Lichtern und kleinen Zetteln an den Zweigen die beiden empfing. Das Mädchen ging direkt auf den Wunschbaum zu, die Mutter versuchte, sie weiterzuziehen, gab jedoch nach, als sie das Leuchten in den Augen ihrer Tochter sah. Vorsichtig drehte die Kleine eine der handbeschriebenen Karten zu sich herum und las. „Das sind Wünsche der Menschen, die hier wohnen“, flüsterte sie. „Können wir einen mitnehmen und ihn erfüllen?“ Die Zustellerin strich ihr über das Haar und seufzte. „Wir können uns das nicht leisten, Schatz. Wir haben selbst kaum genug zum Leben.“ Die kleine Hand ließ das Papier los. Sie lieferten die Ware aus und fuhren heim.

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Die Wunschkarte

Am nächsten Tag klingelte es an der Haustür. Die Zustellerin öffnete, doch es war niemand da. Auf der Fußmatte lag ein Umschlag. Sie nahm ihn mit in die Wohnung, machte ihn auf und zog eine Karte des Wunschbaums heraus: Zimmer 24, Herr Claus. Ich wünsche mir in der Vorweihnachtszeit Besuch. Es ist so still hier. Sie betrachtete das Zettelchen lange, wusste nicht, wie es den Weg zu ihr gefunden hatte, doch hörte in sich den klaren Ruf, ihm zu folgen. Zeit schenken kostete kein Geld. Nur den Mut, kurz auszubrechen aus dem Dauerlauf, der ihr Leben geworden war.

Am Nachmittag stand sie gemeinsam mit ihrer Tochter vor Zimmer 24. Sie klopften, ihnen wurde geöffnet und sie setzten sich. Das Mädchen an den Couchtisch, wo sie ihre Buntstifte und einen Block aus ihrem Rucksack zog und auf die Platte vor sich legte. Dann redete die Zustellerin mit Herrn Claus. Über früher. Über Weihnachten. Über Arbeit. Und über die Zeit dazwischen.

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Innere Einkehr

Ihr Herzschlag entschleunigte, der Atem ging langsamer, ihr Körper löste sich aus der Anspannung des Lebens. „Es tut mir leid, dass Sie einsam sind“, sagte die Zustellerin schließlich.
Herr Claus lächelte. „Das bin ich nicht.“
„Aber Sie haben auf Ihre Karte geschrieben, dass Sie sich Besuch wünschen, weil es hier so still ist.“
Herr Claus nickte. „Ja, das ist es, oder? Wunderbar still. Hier kommt man zur Ruhe. Hier kann man kurz anhalten und sich fragen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist. Auf dem, den man wirklich gehen möchte.“

Die Zustellerin sah zu ihrer Tochter, die konzentriert einen Tannenbaum malte. Dann blickte sie auf ihre eigenen Hände. Sie war Zustellerin, sie lieferte Dinge. Manchmal mochte sie es, manchmal nicht. Doch steckte vielleicht noch etwas anderes in ihr, das raus wollte? Etwas, das bisher vom Lärm des Alltags verschüttet worden war? Schaffte sie bleibende Erinnerungen mit ihrem Kind? Hörte sie ihm zu? Wie wertvoll war diese gemeinsame Zeit? Die Zustellerin sah zu Herrn Claus und lächelte nun ebenfalls. „Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich diejenige bin, die heute beschenkt wurde“, sagte sie.

Aquarellszene eines weißen Lieferwagens, der im Schneefall vor einem hell erleuchteten Seniorenstift hält. Durch das große Fenster ist ein Wunschbaum mit warmen Lichtern erkennbar. Im Wagen sitzen die Zustellerin und ihre Tochter. Ein leiser Moment, der andeutet, dass dieser kurze Halt mehr in Bewegung setzt als nur eine Lieferung.

Manchmal hält das Leben uns genau dort an, wo wir einen Moment Ruhe zum Nachdenken brauchen. Einen Moment, um uns selbst wiederzufinden. Lassen wir es geschehen. Foto: ChatGPT

Meine Gedanken zu Stress und Überforderung in der Vorweihnachtszeit

Manchmal sind wir so sehr im Funktionieren gefangen, dass wir kaum noch merken, wie wenig Raum wir uns selbst lassen. Wir rennen von Aufgabe zu Aufgabe, reagieren statt zu gestalten und verlieren dabei das Gefühl dafür, was wir eigentlich brauchen. Diese Weihnachtsgeschichte erinnert daran, wie ein kleiner ungeplanter Moment manchmal ausreicht, um aus der Überforderung des Alltags bewusst aufzutauchen und wieder zu spüren, was im Leben wirklich wichtig ist. Wie kostbar Momente sind, die uns durchatmen und aus dem täglichen Wahnsinn kurz aussteigen lassen. Denn erst, wenn wir das Stresskarussell anhalten, sehen wir klarer: wie erschöpft wir sind, was uns fehlt und was wir verändern könnten.

Vielleicht liegt genau darin das kleine Geschenk dieser Geschichte: Sieh sie als Einladung, für einen Moment bewusst hinzuschauen. Ziehe dafür die Schuhe aus, stelle die Füße fest vor dir auf den Boden und nun schaue deine Hände an. Bewege die Finger und beobachte sie dabei. Ja, das bist du. Dein Körper bewegt sich nicht automatisch, sondern dein Bewusstsein gibt ihm den Befehl dazu. Du hast die Macht, mit deinen Gedanken etwas zu bewegen. Dich zu bewegen. Soll mit diesem Wissen nun alles beim Alten bleiben oder in welche Richtung möchtest du dich ab heute lenken?

Tarot-Reflexion


Diese Weihnachtsgeschichte der Zustellerin trägt die Energie der Tarotkarte „Vier der Schwerter“ in sich. Sie bringt uns einen stillen Moment, in dem wir aus dem inneren Lärm heraustreten und spüren, wie erschöpft wir eigentlich sind. Die „Vier der Schwerter“ lädt dazu ein, das permanente Funktionieren einen Augenblick lang abzulegen und wahrzunehmen, was sich hinter all dem Stress bewegt. Was uns wirklich ruft. Denn Klarheit entsteht weder im Lärm noch in der Geschwindigkeit, sondern dann, wenn wir bewusst auf uns selbst schauen: Bedürfnisse, die lange überhört wurden. Gedanken, die Raum brauchen. Leise Wünsche, die erst in der Stille zu hören sind.

Vier aufrecht in braune Erde gesteckte Schwerter mit goldenen Griffen stehen nebeneinander. Zwischen ihnen wachsen Rosen mit hell-violetten und hell-grünen Blüten. Der Hintergrund ist ein sehr helles, freundliches Grau im Aquarellstil.

Diese Weihnachtsgeschichte und die Tarotkarte „Vier der Schwerter“ laden dich ein, dich zu fragen, welche Gedanken gerade wirklich Gewicht haben. Hörst du deine Bedürfnisse, die leise nach dir rufen? Kümmerst du dich ausreichend um dich selbst? Bist du gut zu dir? Macht dein Lebensstil dich glücklich?

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